Vor kurzem las ich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen Artikel darüber, wie Streaming das Musikgeschäft fundamental verändert hat. Früher wurden Bands und Künstler meist bei Clubkonzerten entdeckt oder durch Musikzeitschriften und dem Radio zu Stars. Dann kamen die Musik-Blogs, Webseiten wie Hype Machine – und heute sind oft die Playlisten bei Spotify das Sprungbrett zur Musikkarriere. Zwar werden auch heute noch neue Bands über jeden dieser Kanäle entdeckt. Doch die Relevanz von Spotify Playlists ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Seitdem die Musikindustrie den enormen Einfluss dieser Wiedergabelisten auf viele Musikkonsumenten entdeckt hat, finden sich die Playlist-Kuratoren daher in der Rolle eines Musikredakteurs 2.0 wieder.
Besonders in der Vergangenheit haben Major-Labels diese Leute daher mit finanziellen Anreizen umworben, bis Spotify diesem Geschäftsmodell einen Riegel vorgeschoben hat. Trotzdem gibt es auch heute noch verschiedene Unternehmen, die Künstlern anbieten, sie gegen Bezahlung in Wiedergabelisten mit großer Reichweite aufzunehmen. Maik Pallasch, Head of Music Germany, Shows & Editorial bei Spotify, sagte dazu in einem Interview: „Wir halten es für eine sehr bedenkliche Entwicklung, dass hier mit den Träumen von noch unerfahrenen Musikern versucht wird, Geld zu verdienen. Niemand kann sich auf Spotify Playlists einkaufen. Wir empfehlen Künstlern und Labels, niemals Geld an Anbieter zu zahlen, die behaupten Spotify Playlists zu beeinflussen.“
Spotify, Apple Music, Amazon: So kommt deine Musik zu den Streaming-Plattformen
Du fragst dich jetzt bestimmt, wie du deine Musik einer der angesagten Spotify Playlists hinzufügen kannst. Doch bevor ich dir das zeige, will ich dir zuerst erklären, wie du es schaffst, mit deinen Songs bei den verschiedenen Plattformen präsent zu sein. Denn als Künstler ohne Plattenvertrag kannst du die großen Anbieter, wie z.B. Spotify, Apple Music, Deezer oder Amazon, nicht einfach direkt kontaktieren, um deine Musik zu veröffentlichen.
Dafür musst du dich an einen digitalen Musikvertrieb wie Tunecore, Recordjet oder Uniqueopia wenden. Diese Anbieter sorgen dafür, dass deine Musik erfolgreich und mit den korrekten Metadaten versehen an die Streaming- und Download-Plattformen übermittelt wird. Bis deine Songs dort online sind, kannst du dich in Ruhe mit den verschiedenen Wiedergabelisten bei Spotify befassen. Mach dich vertraut mit den Genres, den Stimmungen und der Reichweite dieser Listen. Schließlich willst du sie zu nutzen, um mit dem Streaming deiner Musik Geld zu verdienen. Hier zeige ich dir deshalb einen kurzen Überblick zu den Arten von Playlists und wie sich diese voneinander unterscheiden:
Unterschiedliche Playlists bei Spotify
1. Von Spotify kuratierte Playlists
Diese Wiedergabelisten kennen die meisten Musikfans. Sie werden vom sogenannten Spotify Editorial Team zusammengestellt. Meiner Meinung nach haben diese Leute heutzutage einen ähnlichen Einfluss wie früher die Musikredakteure der großen Radiostationen. Denn sie entscheiden, welche Künstler auf die reichweitenstarken Playlists gesetzt werden. Bis vor wenigen Jahren war es ohne Manager, Label und Vertrieb unmöglich, weltweit Hörer mit seiner eigenen Musik zu erreichen. Heutzutage haben dagegen alle mit einem Spotify for Artists-Account die Chance, ihre Songs bei dieser Musik-Plattform bekannt zu machen, um mit dem Streaming Geld zu verdienen.
2. Von Nutzern kuratierte Playlists
Diese Kategorie umfasst Wiedergabelisten, die von Nutzern, Blogs, Labels, Webseiten oder Organisationen zusammengestellt wurden. Laut Spotify gibt es mittlerweile mehr als drei Milliarden Playlists auf der Plattform – die überwältigende Mehrheit wurde durch Nutzer kuratiert. Übrigens: Auch unter Musikern ist es schon längst hip, eigene Spotify Playlists mit den Fans zu teilen. Hier präsentierst du zum Beispiel deine Lieblingstracks und deine musikalischen Einflüsse, um so deinem Publikum musikalisch näher zu kommen. Dabei solltest du natürlich nicht vergessen, auch deine eigenen Songs in der Playlist zu featuren, damit deine Fans wissen, wessen Musik hier im Mittelpunkt steht.
3. Durch Algorithmen generierte Playlists
Wie der Name schon sagt, werden diese Wiedergabelisten nicht von Menschen sondern von Algorithmen zusammengestellt. Zu dieser Art von Playlists gehören zum Beispiel Discover Weekly, Release Radar oder Daily Mix. Im Gegensatz zu den kuratierten Nutzer-Playlists werden diese Wiedergabelisten anhand individueller Hörgewohnheiten der Nutzer erstellt.
Wie komme ich in die angesagten Spotify Playlists, um damit Geld zu verdienen?
Um auf populäre Playlists bei Spotify zu gelangen, gibt es mehrere Wege. Hier möchte ich dir einige Möglichkeiten zeigen:
1. Pay for Play
„Geld regiert die Welt“. Das ist bei den Spotify Playlists nicht anders als früher. Frag doch mal deine Eltern, vielleicht stimmen sie meiner Theorie zu: Vor vielen Jahren hat die Präsenz eines Künstlers bei einem der großen Radiosender praktisch immer zu mehr Schallplatten- und CD-Verkäufen geführt. Heute sieht es nicht viel anders aus: Denn die Präsenz auf einer der angesagten Spotify Playlists führt meist zu mehr Streams und damit zu einem höheren Umsatz für die Künstler. Deshalb gibt es einige Betreiber von kuratierten Playlists, die Geld dafür nehmen, damit sie deinen Song ihrer vielleicht mehr als eine Million Follower umfassenden Playlist hinzufügen.
Vor kurzem habe ich im Internet ein Angebot gesehen, bei dem die Künstler erst ab einem Volumen von 100.000 Streams eine „Aufwandsentschädigung“ von 250 Euro bezahlen müssen. Das mag zunächst etwas seltsam klingen, hat aber eine gewisse Logik: Denn bei einer Bezahlung von 0,006 Euro/Stream erhältst du 600 Euro und machst nach Abzug der Kosten einen Umsatz von 350 Euro. Nicht schlecht, oder? Leider entdecke ich aber in letzter Zeit immer mehr Angebote, bei der Nutzer für eine garantierte Anzahl an Streams bezahlen müssen. Zum Beispiel: 25.000 Streams für 99 Euro. Ohne das zu verallgemeinern – ich möchte behaupten, dass die überwiegende Mehrzahl dieser Streams wohl von Bots generiert wird. Du erkennt das daran, dass die meisten deiner Songs nur 30-40 Sekunden lang gehört wurden. Dann ist es sehr wahrscheinlich, dass niemand außer ein paar Computerprogrammen deine Musik gehört hat.
2. Blogs
Eine zuverlässige Methode um Teil einer angesagten Spotify-Wiedergabeliste zu werden, ist es, einen Platz in verschiedenen Online-Magazinen wie Hype Machine, Stereogum oder Indie Shuffle zu ergattern. Denn die Musikredakteure und Kuratoren der Playlists besuchen häufig diese Webseiten, um neue, vielversprechende Künstler zu entdecken.
3. Playlist Promotion
Es gibt einige Firmen, die sich darauf spezialisiert haben, die Musik von zahlenden Künstlern bei verschiedenen Kuratoren der angesagten Playlists einzureichen. Obwohl dieses Vorgehen nicht prinzipiell gegen die Geschäftsbedingungen von Spotify verstößt, ist trotzdem Vorsicht geboten. Denn es kann durchaus sein, dass du viel Geld für eine Werbekampagne ausgibst und deine Musik trotzdem auf keiner einzigen Wiedergabeliste landet. Schließlich ging es ja nur darum, die Musik den Betreibern verschiedener Playlists vorzuschlagen. Eine Garantie, dass du pro Monat so und so viele Hörer erreichst, gibt es selbstverständlich nicht. Zudem solltest du dich nicht von den Follower-Zahlen einzelner Wiedergabelisten blenden lassen. Es geht nämlich nur darum, wie viele „echte“ Hörer du mit deiner Musik über die Plattform erreichst und nicht darum, wie viele potenzielle Hörer eine Playlist hat. Überprüfe deine Hörerzahlen daher regelmäßig in deinem Spotify for Artists-Account.
4. Kontaktiere die Betreiber von nutzer-kuratierten Playlists
Da mittlerweile viele Spotify-Accounts mit dem Facebook-Profil ihrer Hörer verbunden sind, ist es nicht schwer herauszufinden, welche Wiedergabeliste von wem kuratiert wird. Doch Vorsicht: Schreibe die Kuratoren niemals einfach über Facebook an und bitte darum, dass sie dich in ihre Playlist aufnehmen. So funktioniert das nicht. Ein besserer Weg ist es, mit den Eigentümern der Wiedergabelisten über ein ernst gemeintes Kompliment oder eine offen gestellte Frage in Kontakt zu treten. Denn wenn du erstmal eine gute, persönliche Basis geschaffen hast, dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass sie deine Musik ihrer Playlist hinzufügen – und das sogar kostenlos. Gehe auch hier mit System vor und organisiere deine Kontakte in einer ähnlichen Form, wie ich es im Artikel Networking: So baust du im Musikbusiness langfristige Geschäftsbeziehungen auf beschreibe. Denn Ordnung ist ja bekanntlich das halbe Leben. 🙂
5. Sei ein aktiver Spotify-Nutzer
„Eine Hand wäscht die andere.“ Dieses Sprichwort gilt auch dann, wenn es um die von Spotify kuratierten Playlists geht. Denn die Streaming-Plattform sieht es gern, wenn du dein Künstlerprofil vollständig hast und selbst erfolgreiche Playlists zusammenstellst, die du mit deinen Followern teilst. Wenn du Glück hast, werden diese Aktivitäten von den Spotify-Kuratoren bemerkt und gewürdigt. Dann fügen sie dich einer der (großen) Playlists hinzu und du kannst Millionen von Hörern erreichen. Doch auch wenn die Chancen verlockend klingen, die dir Spotify Playlists bieten können – so wenig sagen sie über deine wirklichen Fans aus. Nur weil einer deiner Songs auf einer der angesagten Wiedergabelisten steht, heißt das noch lange nicht, dass eine Million Streams auch eine Million neuer Fans bedeutet. Wenn du Glück hast, dann kannst du pro 100.000 Streams mit ungefähr 100 neuen Fans rechnen.
Geld verdienen mit Musikstreaming
Deshalb ist es ganz wichig, nie dein eigentliches Ziel aus den Augen zu verlieren: der Aufbau einer loyalen Fan-Base, die dich deine ganze Karriere als Musiker über begleitet. Denn die Verdienstmöglichkeiten bei den großen Streaming-Anbietern sind für Bands und Musiker ohne Plattenvertrag stark begrenzt. Napster bezahlt 0,0167 Euro, Tidal 0,0110 Euro, Apple Music 0,0064 Euro, Google Play 0,0059 Euro, Deezer 0,0056 Euro, Spotify 0,0038 Euro, Pandora 0,0011 Euro und YouTube 0,0006 Euro pro Stream. Deshalb stellt sich mir die Frage, ob Spotify in Zukunft für Musiker profitabel sein wird. Vor allem unter der Prämisse, dass sich der schwedische Streaming-Anbieter schon immer als Tech-Unternehmen verstanden hat und noch nie als ein traditioneller Musikvertrieb.
Jetzt bin ich auf deine Meinung gespannt! Welche Erfahrungen hast du mit Spotify und Playlists gemacht? Denkst du, Streaming-Anbieter werden in Zukunft eine wichtige Einkommensquelle für Musiker darstellen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.