Bist du als Musiker und Schlagzeuger auch Manager deiner Band? Oder hast du dich vielleicht schon mal gefragt, ob ein Manager dich im Musikbusiness schneller voranbringen könnte? Denn eine der wichtigsten und zugleich auch schwierigsten Erfahrungen, die alle Musiker machen müssen, ist wohl die Einsicht, dass sie durch das Musik machen allein ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten können. Niemand kann das – auch Superstars holen sich Unterstützung. Je eher du diese Tatsache akzeptierst, desto früher kannst du damit anfangen, deiner Karriere als Schlagzeuger (und vielleicht auch Produzent) einen völlig neuen Schub zu geben.
Ich bin immer wieder darüber erstaunt, wie viele Leute glauben, dass man automatisch erfolgreich wird, wenn man einfach nur sehr gute Songs schreibt, tolle Live-Shows spielt und lebendige Social-Media-Profile hat. Bitte verstehe mich nicht falsch: Natürlich ist es wichtig, hervorragende Songs zu schreiben und großartige Live-Shows zu spielen. Diese sind schließlich die Grundlage für alles Weitere, das du erreichen willst. Trotzdem erlebe ich es oft, dass Musiker überzeugt davon sind, es sei ausreichend, einen guten Song bei Spotify oder YouTube hochzuladen, um dann von „irgendjemandem“ entdeckt zu werden.
Musiker als Manager
Gerade in den letzten Jahren habe ich beobachtet, dass besonders Schlagzeuger zunehmend eine exponierte Rolle einnehmen, wenn es in Bands um organisatorische Dinge wie das Booking, die Werbung oder den Vertrieb geht. Und das ist auch gut so. Denn stelle dir einmal folgende Fragen:
- Wie könnt ihr Konzerte spielen, wenn du nicht weißt, wie das Booking funktioniert?
- Wie willst du euer neues Album bewerben, wenn du keinen blassen Schimmer davon hast, wie du eure Songs zu den großen Streaming-Anbietern bringst?
- Wie könnt ihr als Band ein passives Einkommen erzielen, wenn du nicht weißt, welche Rolle Verwertungsgesellschaften spielen und wie ihr Tantiemen erhalten könnt?
- Wie willst du euren Bekanntheitsgrad steigern, wenn du nicht einschätzen kannst, wohin sich das Musikgeschäft in der nächsten Zeit entwickelt?
Nimm dir Zeit für Musik und Business
Um diese Fragen zielgerichtet anzugehen, rate ich dir Folgendes: Teile deine Zeit in zwei gleich große Teile. Der eine umfasst
- die künstlerisch-kreative Arbeit und der andere
- alle geschäftlichen Verpflichtungen.
Wenn du noch Schüler oder Studentin bist, dann greift diese Regel natürlich nicht. Sobald du dich aber dafür entscheidest, Musik hauptberuflich zu machen, dann kommst du um diese Aufteilung nicht mehr herum. Bestimmt sagst du jetzt: Wenn ich ein Album produziere, dann brauche ich dafür meine volle Aufmerksamkeit und kann mich nicht den halben Tag um geschäftliche Dinge kümmern. Das mag sein. In diesem Fall empfehle ich dir: Investiere 80 % deiner Zeit in die künstlerisch-kreative Arbeit und verwende die restlichen 20 % dafür, deinen geschäftlichen Verpflichtungen nachzukommen. Denn sobald das Album fertig ist, kehrt sich dein Zeitplan um: Dann musst du mindestens 80 % deiner Zeit in die Vermarktung des fertiggestellten Albums stecken.
Wenn du danach an keinen besonderen Projekten mehr arbeitest, empfehle ich dir, deine Zeit wieder im Verhältnis 50/50 aufzuteilen. Morgens kümmere ich mich zum Beispiel um alle geschäftlichen Angelegenheiten, damit ich mittags und abends künstlerisch-kreativ arbeiten kann.
Mein zweiter Tipp ist, dass du dein Geld und das Geld deiner Band ebenso wie deine Zeit einteilst: Die eine Hälfte dient dazu, dein Equipment, das Studio, Session-Musiker und Produzenten etc. zu bezahlen. Die andere Hälfte ist dein Marketing-Budget. Nutze es für Werbung und Vertrieb. Es bringt dir nämlich überhaupt nichts, wenn deine Band zwar ein fantastisches Album produziert hat, dieses aber niemand kennt, weil ihr kein Geld für eine entsprechende Werbekampagne habt. Und ohne Werbung wird eure Musik niemand hören. Garantiert. Dabei ist es noch nie einfacher und günstiger gewesen, die eigene Musik zu vermarkten und eine loyale Fanbasis aufzubauen.
Professioneller Musikmanager gesucht
Trotzdem wirst du als Bandmanager irgendwann merken, dass 24 Stunden am Tag zu wenig sind, um allen Verpflichtungen nachzukommen – neben der Musik. An diesem Punkt solltest du darüber nachdenken, vielleicht doch einen professionellen Manager mit ins Boot zu holen. Im Idealfall ist dieser dein Freund, Partner, Fürsprecher, Kritiker und mehr. Er steht hinter deinen Zielen, teilt deine Visionen und wünscht sich euren Erfolg genauso wie ihr.
Vor allem überblickt er den gesamten Geschäftsprozess von der Produktion des Albums bis hin zum Release, von der Promotion der Tour bis hin zum Booking und dem Social Media Marketing. Dazu sollte er entsprechende Kontakte und Netzwerke in all diesen Bereichen haben.
Vor dem Managementvertrag: Drum prüfe, wer sich länger bindet
Trotzdem will ich dich an dieser Stelle auch zur Vorsicht mahnen – so verlockend es sein mag, wichtige Entscheidungen eurer Musikkarriere in die Hände eines Managers zu legen, so riskant kann es sein. Denn dadurch verliert ihr unter Umständen völlig die Kontrolle über eure Interessen und sollt vielleicht Ziele verfolgen, die nicht eure sind. Deshalb: Augen auf bei der Suche nach einem Manager! Überlegt euch immer, warum ihr einen Managementvertrag unterschreibt oder warum nicht. Vor jeder Unterzeichnung gilt zudem die Regel: Lasst jeden Vertrag, den ihr vorgelegt bekommt, von einem unabhängigen Anwalt für Musik- und Medienrecht prüfen. Geht aber nie zu jenem Kollegen, den euch euer zukünftiger Manager empfohlen hat. Es gibt bekanntlich jede Menge Geschichten über Musikmanager, die ihre Künstler schamlos hintergangen haben.
Ich rate euch deshalb, dass ihr euch über jeden potenziellen Management-Profi vorab genau informiert. Nutzt Suchmaschinen, fragt eure Freunde und Kollegen, aktiviert euer Netzwerk und versucht, euch ein möglichst umfassendes Bild von der Person zu machen, mit der ihr in Zukunft zusammenarbeiten wollt. Denkt auch immer daran, dass euer Manager euer wichtigster Mitstreiter sein sollte und Vertrauen bei der Zusammenarbeit daher eine sehr große Rolle spielt. Alle in der Band müssen sich sicher sein, dass der Manager immer das Bestmögliche für eure Karriere tut und die gemeinsamen Interessen jederzeit vertritt. Schließlich möchte auch er, dass ihr erfolgreich seid. Denn nur dann ist er es auch.
Manager für deine Musikkarriere: Pro und Contra
Hier zeige ich euch meine Pro- und Contra-Liste zum Thema. Ich habe sie geschrieben, als es darum ging, ob ich einen Management-Vertrag unterschreiben sollte oder besser nicht:
Pro:
- Das Management hat Kontakte, die ihr nicht habt.
- Euer Manager identifiziert sich mit der Musik, die ihr macht (und hat im besten Fall schon Konzerte von euch besucht).
- Der Manager arbeitet in dieser Position in Vollzeit und hat jede Menge Erfahrung in der Musikindustrie.
- Die anderen Künstler, mit denen euer Management zusammenarbeitet, sind gerade angesagt und erfolgreich.
- Euer Manager bildet sich regelmäßig weiter und kennt die neuesten Entwicklungen im Musikgeschäft.
- Ihr vertraut eurem Manager.
- Ihr teilt gemeinsame Ziele und ihr akzeptiert seine Entscheidungen.
Contra:
- Euer Manager hat nicht mehr Kontakte als ihr.
- Er kennt eure Musik und das künstlerische Profil nicht.
- Ihr seid einer von vielen Künstlern mit denen euer Manager arbeitet.
- Der Manager glaubt, dass er euch einen Gefallen tut, wenn er mit eurer Band arbeitet.
- Das Management hat keinerlei Erfahrung mit dem Booking.
- Die größten Erfolge eures zukünftigen Managers liegen bereits zehn Jahre zurück und er hat möglicherweise den Anschluss an die aktuellen Standards in der Musikindustrie verloren.
- Euer Manager hat keine Ahnung davon, wie er Tantiemen ausgezahlt bekommt.
- Ihr habt keine gemeinsame Vertrauensbasis.
- Ihr habt ein schlechtes Gefühl.
Agenturen und Einzelkämpfer
Auf der Suche nach einem Management werdet ihr früher oder später auf einen dieser beiden Management-Typen stoßen:
- Management-Agenturen
- aufstrebende Manager
Management-Agenturen vertreten meistens unterschiedliche Künstler ähnlicher Stilrichtung. Neben der Geschäftsführung umfassen solche Firmen eine mittelgroße Anzahl an Managern, die sich um das Tagesgeschäft der Künstlerinnen und Künstler kümmern. In der Regel sind diese Leute so gut vernetzt, dass sie mit einem Telefonanruf oft mehr erreichen können als du mit 300 E-Mails. Leider ist es aber oft auch so, dass diese Agenturen verschiedene (und manchmal auch zu viele) Künstler betreuen und praktisch nie die Vision, Ziele und Leidenschaft von allen teilen.
Anders sieht es dagegen bei aufstrebenden (Jung-) Managern aus. Diese Leute starten ihre Karriere meistens ohne Kontakte im Musikgeschäft und sind oft eng mit der Band befreundet, für die sie arbeiten. Anders als viele Management-Agenturen identifizieren sie sich stark mit der Band und deren Werten und arbeiten pausenlos daran, „ihre“ Künstler bekannt zu machen. Einige von ihnen schaffen es tatsächlich, dass die Band, mit der sie zusammenarbeiten, international erfolgreich wird und so gelingt es ihnen, sich von einem aufstrebenden (Jung-) Manager hin zu einem gefragten Management-Profi zu entwickeln.
Vergütungsmodelle beim Musikmanagement
Nicht selten wechseln diese Leute später zu einer größeren Management-Agentur. Diese lässt sich ihre Arbeit normalerweise durch einen Gewinnanteil in Höhe von 15-20 % vergüten. Doch wie sieht es bei einem aufstrebenden Manager aus, der vielleicht zu deinen besten Freunden zählt? Die Antwort ist ganz einfach: Wenn du Teil einer vierköpfigen Band bist, dann teile alle Gewinne durch fünf. Macht euren Manager zu einem weiteren, auf der Bühne unsichtbaren, Bandmitglied. Wenn du als Solo-Künstler unterwegs bist, dann rate ich dir, zu Beginn 70 % des Gewinns zu behalten und 30 % an deinen Manager auszuzahlen, bis ihr eine vereinbarte Umsatzgrenze erreicht habt. Dies könnte aussehen wie folgt:
- bis 10.000 Euro Umsatz: 30 %
- von 10.000 Euro bis 25.000 Euro: 25 %
- von 25.000 Euro bis 100.000 Euro: 20 %
- über 100.000 Euro: 15 %
Auf den ersten Blick erscheint es widersinnig, die prozentuale Beteiligung deines Managers zu reduzieren, je erfolgreicher du wirst. Doch überlege dir mal Folgendes:
- 30 % von 10.000 Euro: 3.000 Euro
- 25 % von 25.000 Euro: 6.250
- 20 % von 100.000 Euro: 20.000 Euro
- 15 % von 250.000 Euro: 37.500 Euro
Du siehst: Auch dein Manager verdient mit diesem Modell mehr Geld, obwohl die prozentuale Beteiligung am Gesamtgewinn sinkt. Wenn du zunächst jedoch nicht genügend Geld verdienst, damit sich ein solches Modell für deinen Manager lohnt, dann hast du immer noch die Möglichkeit, ihm ein monatliches Gehalt zu bezahlen, bis du zum Beispiel 5.000 Euro verdienst. Danach greift das oben beschriebene Vergütungsmodell. Denke aber immer daran, dass die Provision von deinen Brutto-Einnahmen abgezogen wird – und zwar noch bevor du die Ausgaben für deinen Produzenten, das Tonstudio und den Tour-Support etc. bezahlt hast. Übrigens funktioniert dieses Modell gleichermaßen für Solokünstler wie auch für Bands.
Zusammenarbeit mit Musikmanagern: Transparenz und Kontrolle
Abschließend möchte ich noch einmal betonen, wie wichtig es ist, dass ihr als Band die Kontrolle über eure Karriere behaltet. Ihr müsst jederzeit wissen, welche Verträge unterschrieben wurden und welche nicht. Akzeptiert keinerlei Ausreden, wenn euch euer Manager keinen Einblick in die Verträge geben sollte. Dann ist höchste Vorsicht geboten. Denn gegenseitige Transparenz ist das oberste Gebot. Jeder Manager, der seine Arbeit korrekt macht, lässt euch ohne Probleme sämtliche Verträge anschauen, die eure Karriere betreffen. Warum auch nicht? Lasst euch also niemals in eine Position bringen, in der ihr die Kontrolle verliert. Immerhin geht es um eure Band und, noch viel wichtiger, um eure Musik!
Jetzt bin ich auf deine Meinung gespannt! Arbeitest du mit einem Manager zusammen? Wenn ja, wo und wie habt ihr euch kennengelernt? Ich freue mich von dir zu hören.