Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich früher stundenlang in den Katalogen meiner Lieblingshersteller geblättert und wie sehr ich über die großen Schlagzeuge und die unglaublich glänzenden Becken gestaunt habe. Das alles hatte eine Art „magische Aura“ für mich und war etwas ganz Besonderes. Bis heute kann ich mich an das positive Gefühl erinnern, das ich mit den Bildern dieser Hersteller verbunden habe. Es ist noch gar nicht so lange her, doch zu dieser Zeit gab es noch kein Internet – die Kataloge, die mir mein Musiklehrer von der Musikmesse in Frankfurt mitbrachte, waren meine einzige Möglichkeit, mehr über Schlagzeuge und das angebotene Equipment zu erfahren. Ich habe sie wie einen Schatz gehütet und mir sorgfältig jedes Detail der Kataloge eingeprägt. Wäre ich nicht so jung gewesen, ich hätte einen fantastischen Verkäufer in unserem lokalen Musikgeschäft abgegeben.
Mein Kindertraum: ein Endorsement
Als Teenager haben mich Endorsements und die Aussicht auf kostenloses Equipment fasziniert. Natürlich hatte ich zu dieser Zeit keine Ahnung davon, wie das Musikbusiness funktioniert. Auch wusste ich nicht, welche Interessen die Hersteller von Musikinstrumenten bei solchen Kooperationen haben. Trotzdem träumte ich immer davon, in einem der Kataloge neben Terry Bozzio oder Steward Copeland abgebildet zu sein. Das war tatsächlich einer meiner größten Wünsche. Voll motiviert gründete ich meine erste Band, denn ich wusste, dass ich als Schlagzeuger erfolgreich sein muss, um ein Endorsement zu bekommen. Zu dieser Zeit hätte ich wohl jedes Equipment genommen, wenn es nur auf der Bühne cool aussieht und außerdem gut klingt. Heute weiß ich, es wäre ganz klar der falsche Weg gewesen – und ich bin echt froh, dass ohne Internet die Kontaktaufnahme mit den Firmen damals nicht so einfach war wie heute. Du darfst nicht vergessen, dass ich zu dieser Zeit erst elf Jahre alt war…
Das ist tabu, wenn du Endorser werden willst
Heutzutage erlebe ich es immer wieder, dass junge Kollegen alle möglichen Firmen gleichzeitig kontaktieren und nach einem Endorsement fragen. Davon kann ich dir nur eindringlich abraten: Lass es bleiben! Die A&Rs der einzelnen Firmen kennen sich untereinander und tauschen sich über Endorsement-Anwärter selbstverständlich aus. Wenn sie herausfinden, dass du dich mit denselben Unterlagen bei verschiedenen Firmen gleichzeitig beworben hast, so wirkt das unprofessionell, unseriös und undankbar. Es sieht dann aus, als ob du eigentlich hinter keinem bestimmten Hersteller und dessen Produkten stehst. Stattdessen erscheinst du wie ein „Abstauber“, der einfach nur etwas kostenlos haben möchte – eine sehr schlechte Ausgangsposition, um tatsächlich ein Endorser zu werden.
Sei als Schlagzeuger professionell und freundlich
Besser ist es dagegen, dich stetig an deinem Instrument weiter zu entwickeln, viele Konzerte zu spielen und dabei ein netter Zeitgenosse zu sein. Denn keine Firma gibt dir einfach so Equipment. Wenn sie dich unterstützen, dann erwarten sie am Ende, mehr von ihren Instrumenten zu verkaufen. Um als Endorser in Frage zu kommen, musst du daher natürlich einen gewissen Bekanntheitsgrad besitzen, damit die Firma deinen Namen und deinen guten Ruf nutzen kann, um ihr Equipment zu bewerben.
Das Geschäftsverhältnis bei einem Endorsement-Deal ist so ähnlich wie bei einer Plattenfirma, die deine Band bei einem ihrer Label unter Vertrag nimmt. Ebenso wie im Bereich der Künstlerverträge gibt es bei Endorsements Unterschiede, auf die ich im folgenden kurz eingehen werde – damit du im Fall der Fälle keine Überraschung erlebst. Endorser gehören fast immer in eine der folgenden vier Gruppen:
- Sidemen, die mit nationalen oder internationalen Top-Acts spielen
Zu dieser Gruppe gehören Schlagzeuger, die bereits seit Jahren einen ausgezeichneten Ruf innerhalb der Musikbranche genießen, regelmäßig auf Tournee gehen und mit hervorragenden und international anerkannten Musikern im Studio arbeiten. Meistens sind diese Drummer die „Kronjuwelen“ eines Herstellers, da sie mit ihrer Meinung über bestimmtes Equipment die Kaufentscheidung vieler Schlagzeuger entweder bewusst oder unterbewusst mit beeinflussen.
- Junge und aufstrebende Schlagzeuger
Manchmal vergeben Firmen Endorsements an noch unbekannte Schlagzeuger, von denen sie annehmen, dass sich diese in der nächsten Zeit einen Namen im Musikgeschäft machen werden. Auch wenn diese Kollegen erst wenigen bekannt sind, so gehen die Firmen doch davon aus, dass der Durchbruch für die Musiker kurz bevor steht.
- Schlagzeuglehrer
Viele Firmen vergeben Endorsements an Schlagzeugschulen und hervorragende Schlagzeuglehrer. Der direkte Kontakt zwischen Lehrer und Schülern kann für die Hersteller eine wertvolle Ergänzung in deren Künstlerportfolio sein. Außerdem sind viele anerkannte Lehrer auch Autoren von Lehrmaterial, was für die Hersteller eine weitere Möglichkeit für gezielte Werbung darstellt, zum Beispiel in Büchern, auf Blogs und Websiten.
- Der technische und/oder musikalische Überflieger
Immer mal wieder gibt es Schlagzeuger im Musikbusiness, die viele ihrer Kollegen spontan begeistern – meistens aufgrund von herausragenden technischen und/oder musikalischen Fähigkeiten. Deshalb ist es für einen Hersteller in diesem Fall auch nicht wichtig, ob ein zukünftiger Endorser aus dieser Kategorie häufig auf Tour geht oder in renommierten Studios tätig ist. Durch Workshops und Meisterklassen repräsentieren diese Kollegen die Hersteller in einer Form, die sich praktisch immer rentiert. Denn das Publikum sind ausschließlich Schlagzeuger und die Werbung ist so zielgruppenspezifisch wie sonst nirgendwo.
Ebenso wie es verschiedene Endorser gibt, gibt es auch verschiedene Endorsement-Verträge:
- A-Level Endorsement
Diese Form der Unterstützung erhalten nur ganz wenige Schlagzeuger, die entweder extrem renommiert, sehr erfolgreich – oder beides sind. Dazu gehören Leute wie Thomas Lang, Steve Gadd, Vinnie Colaiuta oder Billy Cobham. Bei dieser Art von Vertrag erhält der Künstler sämtliches Equipment kostenlos vom Hersteller. In einigen Fällen bekommt er zusätzlich eine finanzielle Vergütung dafür, dass er das Equipment spielt. Dabei handelt es sich nicht um unglaublich hohe Summen, sondern vielmehr um Beträge, die dabei helfen sollen, die laufenden Lebenshaltungskosten zu decken. Anders als im Sport gibt es hier keine Millionen zu verdienen. Die meisten Beträge liegen aber immerhin im mittleren fünfstelligen Bereich.
- B-Level Endorsement
Im Prinzip sind die Rahmenbedingungen dieselben wie bei einem A-Level Endorsement. Der Unterschied liegt einfach darin, dass die Menge des Equipments, das ein Künstler erhält, beschränkt ist. Normalerweise bekommst du ein kostenloses Drumset während deiner Vertragslaufzeit, die sich in der Regel über einen Zeitraum von ein bis drei Jahren erstreckt.
- C-Level Endorsement
Wenn der Hersteller nicht bereit ist, ein großes Risiko mit einem aufstrebenden Schlagzeuger einzugehen, dann bietet er ihm häufig diese Art von Endorsement an. Hier kann der Künstler Equipment zum Herstellerpreis oder knapp darüber erwerben. Außerdem bieten manche Firmen an, die Instrumente direkt ab Werk auszusuchen und helfen auch, wenn mal etwas ausgetauscht werden muss. Hier fragst du dich wahrscheinlich, welchen Vorteil dir eine solche Geschäftsbeziehung bringt. Schließlich verlangt der Einzelhandel mittlerweile nicht mehr sehr viel höhere Preise als der Hersteller und dort genießt du zudem Vorteile wie die Garantie oder spätere Abschreibungsoptionen. Nun, den größten Vorteil sehe ich darin, dass du eine persönliche Beziehung zu dem Hersteller aufbauen kannst und du so die Möglichkeit hast, dich vom C-Level zum A-Level-Endorser „hochzuarbeiten“ – wenn du den Willen hast und bereit bist, die nötige Energie zu investieren.
Welchen von diesen Endorsement-Verträgen du bekommst, das hängt zum einen davon ab, bei welcher Firma (oder welchen Firmen) du unter Vertrag stehst – aber auch davon, welche Beziehung du zu dem jeweiligen A&R Manager pflegst. Denn vielen Endorsements geht meist eine gute persönliche Beziehung voraus. Also achte darauf, diese Seite des Geschäfts nicht zu vernachlässigen. Außerdem solltest du immer auch darüber nachdenken, welche Vorteile du der Firma bringen kannst, bevor du dich um ein Endorsement bemühst. Denn eine solche Beziehung ist keine Einbahnstraße, der Erfolg des Herstellers ist auch dein Erfolg und umgekehrt.
Darfst du das Equipment anderer Hersteller nutzen?
Wenn du zu den Endorsern einer Firma zählst, dann bist du fest an diesen Hersteller gebunden. Es kommt daher natürlich nicht gut an, wenn du in der Öffentlichkeit, bei Konzerten oder Sessions anderes Equipment verwendest. Manchmal gibt es aber auch Situationen, in denen es schwierig ist, mit der Ausrüstung deines Endorsers zu spielen. Das gilt übrigens auch dann, wenn du bereits ein renommierter Schlagzeuger bist, der mit international anerkannten Künstlern spielt. Oft ist es ein logistisches Problem: Stell dir vor, du gibst ein einziges Konzert in Mailand. Was wäre dann wohl die günstigere Lösung? Dein gesamtes Equipment einfliegen zu lassen oder ein Drumset bei einem lokalen Backline-Service zu mieten? Du kannst es dir sicherlich denken…
Da das Equipment meist vom lokalen Konzertpromoter bezahlt wird, will dieser natürlich seinen finanziellen Aufwand möglichst gering halten, um seinen Gewinn zu maximieren. Deshalb interessiert es ihn auch nicht, mit welchem Equipment deines Endorsement-Partners du normalerweise spielst. Trotzdem solltest du versuchen, deine Interessen durchzusetzen, um deinen Partnerherstellern treu zu bleiben. Das bist du ihnen schuldig. Warum solltest du das Equipment einer anderen Firma nutzen, hinter deren Produkten du nicht zu 100 % stehst?
Endorsement: Trau dich – und sei ein professioneller Partner
Beim Thema Endorsement kann ich dir übrigens nur davon abraten, gleich am Anfang überzogene Forderungen zu stellen. Fange klein an und steige die Leiter des Erfolgs stetig nach oben. Alles andere wäre unprofessionell und hilft dir langfristig nicht weiter. Ein Endorsement-Vertrag kann dir in vielerlei Hinsicht Türen öffnen und das Leben auf Tour wesentlich erleichtern. Trotzdem solltest du nichts als selbstverständlich betrachten und immer darauf achten, dass auch du deinen Teil des Endorsement-Vertrags gegenüber deinen Partnern erfüllst.
Jetzt möchte ich wissen: Willst du ein Endorser sein? Oder bevorzugst du es, unabhängig zu arbeiten? Welche Erfahrungen hast du mit deinen Endorsement-Partnern gemacht und was kannst du uns berichten? Lasse es mich in den Kommentaren wissen.
Also erstmal, schöner Beitrag! Du hast einige Infos zusammengetragen die ich so nicht kannte, z.B. a-b-c Level Endorsements. Ich würde gerne Endorser werden, bin aber noch nicht sicher wie ich mich bewerben soll, das wäre auch nochmal interessant zu wisen, was man am besten in einer Bewerbung unterbringt. Habe mit der Zeit einiges an Instagram Followern gesammelt (fünfstelliger Bereich). Besteht auch die Chance, dass man auf mich zukommt? Oder ist der einfachere Weg wirklich eine Bewerbung?
Hi Max,
vielen Dank für deinen Kommentar. Weisst du schon, für welches Endorsement (A-, B- oder C-Level) du dich bewerben möchtest und bei welchem Hersteller?