Heute schreibe ich über ein Thema, das nicht nur uns Schlagzeuger betrifft, sondern Kreative aller Bereiche — es geht ums Geld verdienen. Ob Profimusiker, Toningenieurin oder Mastering-Engineer: Die meisten Freelancer im Musikbusiness haben sicher schon mal das Gefühl gehabt, dass der Wert ihrer kreativen Arbeit von Auftraggebern bzw. Kunden nicht geschätzt und entsprechend honoriert wurde.
Eines gleich vorweg: Vergiss nie, dass du als Profimusiker nicht nur Künstler bist, sondern auch Unternehmer. Wenn du keine Gewinne machst, ist deine „Firma“ irgendwann pleite. Wer sich als kreativer Dienstleister dauerhaft unter Wert verkauft, kann Musik nur als Nebenerwerb oder Freizeit-Leidenschaft praktizieren.
Der Einstieg ins Musikbusiness
Zu Beginn unserer Musikkarriere finden wir das alles noch nicht so dramatisch. Wir spielen Konzerte, gehen auf Tournee, Geld ist nicht so wichtig. Wir lieben schließlich unseren Job und das ist doch genau das Leben, das wir immer führen wollten. Außerdem: Lieber wenig Geld verdienen als gar keines, oder? Wir sind ja gerade erst am Anfang unseres Weges in die Musikbranche.
Zudem sind wir voller Hoffnung: Bei großen Tourneen wird Freelance-Musikern oft ein Tagessatz von 500 Euro bezahlt. Das klingt nach sehr viel. Doch dann beginnen wir zu rechnen. Zunächst einmal werden 500 Euro Gage nur bei den großen Acts bezahlt. Dafür ist aber der Arbeitstag dann auch 24 Stunden lang, da man mit den Künstlern normalerweise rund-um-die-Uhr im Nightliner unterwegs ist. Und schon ist man nur noch bei einem Stundensatz von ca. 20 Euro. Wenn überhaupt… Erstaunlich. Oder?
Honorare einfach kalkulieren
Diskussionen über eine angemessene Bezahlung wirst du wahrscheinlich regelmäßig führen. Kunden werden sagen: „Du bist zu teuer!“ und über jede Preiserhöhung verhandeln wollen. Aber eines wird dir sicher sofort einleuchten: Wenn du auf Dauer mit Stunden- oder Tagessätzen kalkulierst, die nicht mal deine laufenden Kosten decken, wirst du dich als Schlagzeuger und Profimusiker nicht etablieren können. Nur weil dein Beruf vielleicht mehr Spaß macht, als Steuererklärungen zu checken oder Autos zu verkaufen, heißt das nicht, dass nicht auch die Arbeit als Schlagzeuger gut bezahlt werden sollte.
Wenn du für dich angemessene Stundenhonorare oder Tagessätze kalkulierst, kannst du dich einerseits an vergleichbaren Bruttolöhnen in deiner Region orientieren. Stell dir zum Beispiel vor, du willst 3.000 Euro brutto monatlich erzielen (36.000 Euro/Jahr). Dazu addierst du den Betrag, den ein Arbeitgeber zu deiner Sozialversicherung zahlen würde (ca. 7.200 Euro). Und wieviele Tage kannst du im Jahr arbeiten? Angestellte kommen im Durchschnitt auf etwa 220 Arbeitstage. Davon ziehst du Tage ab für Urlaub, Krankheit, Büroarbeit und Ähnliches. Übrig bleiben z. B. 190 Tage, an denen du die erwähnten gut 43.000 Euro erwirtschaften musst – dein Tagessatz müsste hier also mindestens ca. 230 Euro betragen.
Andererseits kannst du auch einfach deine monatlichen Fixkosten berechnen, also den Betrag, den du durchschnittlich im Monat benötigst. Dabei solltest du daran denken, dass du nicht nur Geld für Miete, Essen und andere private Kosten brauchst. Dazu kommen Ausgaben für Krankenversicherung und Altersvorsorge (vielleicht bist du ja in der Künstlersozialkasse), Telefon/Internet – und Steuern. Außerdem solltest du Rücklagen für Urlaub, Krankheitstage, Zeiten ohne Konzerte oder andere Auftragsflauten bilden sowie für Investitionen in dein Equipment.
Als Profimusiker selbstbewusst verhandeln
Sei dir immer bewusst, was du kannst und was deine Fähigkeiten Wert sind. Kunden sollen verstehen, welche kreativen Leistungen du erbringst und wieviel du selbst an Zeit investiert hast, um deine Fähigkeiten zu erlangen. Wer als Kunde ein tolles Ergebnis verlangt, sollte auch bereit sein, angemessen dafür zu bezahlen. Abgesehen davon wirst du nie gut bezahlte Jobs bekommen, wenn du zu oft zu wenig Geld verlangst, oder gar kostenlos arbeitest. Nicht umsonst heißt es: „Wer nichts verlangt, kriegt auch nix, nicht mal Respekt.“
Als Schlagzeuger und Profimusiker wirst du im Alltag sicher mit einer Mischkalkulation arbeiten. Mögliche Standbeine sind Instrumentalunterricht, Konzertauftritte, Studiojobs oder Workshops, für die du jeweils unterschiedliche Honorare erzielen kannst. Viele sind bereit, für einen „Spaß-Job“ oder ein tolles Referenzprojekt auch mal weniger Honorar in Rechnung zu stellen. Dafür berechnen sie bei Jobs, die sie nicht so gern machen, einen höheren Tagessatz. Und (spoiler alert): Manchmal gibt es sogar tolle Jobs mit super sympathischen Kunden, die dann auch noch sehr anständig bezahlt werden…
Live oder im Studio: Angemessene Honorare verlangen
Ja es stimmt, gerade in den Bereichen Cover-Musik und Homerecording gibt es sehr viel Konkurrenz, die oftmals den Preis weiter drückt. Hier sollten wir daher alle gemeinsam darauf achten, stets auf einer angemessenen Bezahlung zu bestehen. Dazu mal eine kleine Wunschliste:
- Auftraggeber sollten unsere Preisgestaltung nachvollziehen können, diese akzeptieren und ein angemessenes Honorar zahlen.
- Wir wollen uns nicht dafür entschuldigen müssen, dass wir für Preis XY nicht arbeiten können (und wollen).
- Kunden sollten verstehen, dass wir unserer Leidenschaft nicht nur aus Berufung nachgehen, sondern dass wir auch davon leben müssen.
Also: Du brauchst nicht gleich zum „Unternehmer des Jahres“ zu werden, aber sei dir stets bewusst, was du als Profimusiker wert bist.
Jetzt bist du dran. Was denkst du: Warum verkaufen sich Musiker oft unter Wert? Liegt es an der Konkurrenz, an mangelndem Selbstvertrauen, an fehlendem betriebswirtschaftlichem Wissen? Lasse es mich in den Kommentaren wissen. Ich freue mich, von dir zu hören.